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Diese Pflanze hilft beim Geldsegen?

Tausendgüldenkraut, was für ein Name! Den Begriff aus der Antike übersetzte man in etwa mit “Hundertgold“ (Centaurium = Centum für 100 und Aurum für Gold). Aber die Übersetzung ist falsch, weil der Name auf ein mystisches Pferd-Mensch-Wesen (einem Kentauren) hinweist, der mit dem Kraut Wunden heilte. 
Mit der falschen Übersetzung schätzte man also den Heilwert so hoch ein, dass man ihn kaum mit Gold würde bezahlen können. Und später übertrieb man noch mehr mit einem neuen Titel “Tausendgüldenkraut“. Inflationär!
 
Um welche Heilkraft ging es? Man glaubte an die Wirkung bei Augenleiden, Wunden, Beschwerden bei der Menstruation, Bauchleiden, Fieber, Erkrankungen der Leber und Galle, und, last not least, zum Bleichen der Haare. Kurzum fast für und gegen alles. 
Der Name ließ auch an Geldsegen glauben, weswegen mancher in Bayreuth Teile der Blume ins Sparschwein legte. In Schlesien wehrte man damit bösen Zauber ab, im Elsass glaubte man sich durch die Pflanze vor Blitzen schützen zu können. Für was die Blume wirklich etwas nützt, das weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, sie ist gut für die Augen. Sie ist eine richtige Augenweide! 
 
Herzlichen Dank an Gisela Wolff für das tolle Foto! 

Wer nickt geschickt?

Oskar Kokoschka hat nicht nur Frauen gemalt. Nein, auch seinen Garten. Und er hatte wohl Respekt vor “Unkräutern“. So sagte er: „Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner.“
Mir graut es vor dem Begriff Unkraut. Disteln gehören für mich auf keinesfalls dazu. Und auch wenn sie stechen: Sie sind “bestechend“ schön! Disteln sind eine echte Zierde in der Landschaft. Und im Garten, wenn man sie dort zulässt oder anpflanzt! Sollt man, denn die Blüten ziehen Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten an. Und lässt man die Fruchtstände der Disteln stehen, so haben Vögel wie der Stieglitz, der bei uns überwintert, etwas zum Fressen. 
 
Viele Schmetterlingsraupen mögen die Blätter von Disteln. Und manche Insekten haben in den Stängel ihr Quartier für den Winter. 
Kennen Sie die abgebildete Distel? Ich war mir zuerst unsicher und war so in Gedanken, dass ich die Frage laut formulierte. Und, vielleicht half der Wind, aber ich könnte schwören, dass sie nickte. Da war es mir klar: Das war die Nickende Distel
 

Barbarakraut und Sandbiene

Die Grauschwarze Düstersandbiene scheint das Barbarakraut zu mögen. Ich ja auch. Optisch! Vielleicht sollte ich die Pflanze aber auch noch geschmacksmäßig testen. Das hätte ich allerdings bei dem zweijährigen Kraut im Vorjahr tun sollen, die würzig bis pfeffrigen Blätter der Grundrosette als Salat oder Gemüse.
 
Die Pflanze ist der Hl. Barbara gewidmet. Deren Vater hatte sie enthauptet, weil sie Christin wurde. Der Himmel strafte das direkt ab und ein Blitz erschlug den Vater. Gut so! Drum ist die Heilige auch Patronin gegen plötzlichen Tod (Bergleute, Militär).
 
Ein Barbarazweig (vom Obstbaum oder der Birke), am Todestag der Heiligen (4.12.) im Zimmer in eine Vase gestellt, erblüht an Weihnachten. Habe ich selbst schon getestet!

Des Teufels Kralle?

Das klingt ja so gefährlich: „Schwarze Todeskralle„. Ist sie aber nicht. Sie ist auch keine Heil- oder Giftpflanze. Sie ist aber ein wunderschöner Hingucker in Wiesen, lichten Laubwäldern und Naturgärten. Und 19 Wildbienenarten holen sich dort Pollen und/oder Nektar, 6 davon sind auf die Pollen der Pflanze spezialisiert.
 
Im Mittelalter nannte man sie Schwarzer Rapunzel. Rapunzel bedeutet „kleine Rübe“. Man nutzte Wurzel und Blätter als Gemüse. Das sollte man heute nicht mehr tun, da die Pflanze seltener wird.
 
Es gibt in Namibia auch eine Teufelskralle, die so ganz und gar nicht mit der unseren verwandt ist. Dieses afrikanische Gewächs soll angeblich bei Rheuma helfen. Also: Wenn Sie in der Drogerie Teufelskrallensalbe für sich oder Ihr Pferd kaufen, dann ist das nicht von unserer heimischen Wildpflanze.

Guggst Du!

Wie das klingt: Das Ochsenauge ist frosthart! Aber ach, was bin ich nur für ein Ochse, das meint ja gar nicht das Auge des Ochsen. Es meint auch nicht den Schmetterling ‚Ochsenauge‘. 
 
Es meint diesen Korbblütler, der auf der Roten Liste und bald auch in meinem Garten steht. Sieht gut aus, blüht von Juni bis September, und vor allem: Er ist heimisch! Erinnert so ein bisschen an Färberkamille oder an Alant. 
 
Das Weidenblättrige Ochsenauge, so heißt es genau, ist robust und kaum anfällig für Krankheiten. Mein Plan: Pflanzzeit im Frühjahr, und dann die rund 35 Wildbienenarten beobachten, die das Ochsenauge auch so mögen wie ich. Und vielleicht setze ich mich daneben mit einem Kaffee und einem Ochsenauge. Ein Ochsenauge vom Bäcker, aus Mürbeteig und Marmelade. Lecker! Hoffentlich fühle ich mich dann vor lauter ‚Augen‘ nicht beobachtet!