Archiv der Kategorie: Pflanzenportraits

Unscheinbare Vogelmiere

Die Vogelmiere ist weltweit verbreitet. Weltweit verbreitet ist auch die Unkenntnis über dieses „Unkraut“. Dabei vermindert es Austrocknung und Erosion der Böden. Und es soll eine Heilpflanze sein, Schmerzen in Gelenken lindern und obendrein gut nach Mais schmecken. Man mag das Kraut in Suppen, Pestos oder Quark.

Probiert habe ich die Vogelmiere nicht. In mir sträubt sich da etwas, da die Pflanze auch „Hühnerdarm“ genannt wird. Obwohl das nur etwas mit dem gewundenem Stängel zu tun hat.

Gesund soll die Pflanze sein. 50 g Salat davon würden den täglichen Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen decken. Das obendrein enthaltene Saponin könne niedrigen Blutdruck erhöhen, Entzündungen und Cholesterin senken und das Immunsystem stärken. Aber von 50 g wird abgeraten. Warum? Weil Saponine Seifenstoffe sind und man dann überschäumt? Nee nee. Es wirkt sich aber bei einem Zuviel schlecht auf die roten Blutkörperchen aus. Also: alles mit Maß!

Und noch ein Frühblüher

Als botanischer Laie bin ich überrascht, dass Krokusse zu den Schwertliliengewächsen gehören sollen. Was soll’s!

Als Frühblüher sind sie wichtig für Insekten. Und natürlich für das Auge des Betrachters! Auf dem Bild zu sehen ist vermutlich der Elfen-Krokus, massenhaft zu finden im Biebricher Schlosspark. Der orangefarbene Stempel erinnert an Safran. Aber der ist eine andere Züchtung, wächst nicht bei uns und blüht im Herbst. Die Narbenfäden des Safrans ergeben das teuerste Gewürz der Welt.

Man sagt, dass die orangefarbenen Narben vom heimischen Krokus mitunter Amselmännchen in der Balzzeit reizen. Es reißt sie dann aus. Man nimmt an, dass die Fäden an die gelben Schnäbel der Konkurrenten erinnern. Ich bin der Meinung, dass der Vogel einen Vogel hat!

Frühlingsbotin

Fetthenne, Kälberkropf, Teufelsabbiss, es gibt schreckliche Namen für Pflanzen. Das heimische Kleine Schneeglöckchen hat es besser erwischt. Und es ist ein wunderschöner Vorfrühlingsbote. Manchmal streckt die Staude gar ihre Blüten aus dem Eis und Schnee. Ganz unverfroren! 😉

Nektar und Pollen spendiert die Blume wenig, aber als frühe Nahrungsquelle ist sie wichtig für Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge. Nahrung finden auch die Ameisen, denn die Samen sind mit Appetithäppchen versehen. Die Ameisen nehmen diese Snacks mit und verbreiten so die Samen.

Ein Extrakt aus dem Blümchen ist das Gelantamin, der Stoff soll den Demenzverlauf verlangsamen. Aber selbst einen Stoff gegen das Vergessen zu produzieren, das sollten Sie vergessen. Das Kleine Schneeglöckchen ist geschützt und giftig.

Herrlichste Herlitze!

Ich traf mich mit Gerold Baring Liegnitz im Naturschaugarten. Der sehr erfahrene Naturgärtner geriet ins Schwärmen bei unserer Kornelkirsche (Herlitze).

Ich: „Lieber Gerold, warum magst Du diesen Strauch?“

Gerold: „Die Herlitze ist ein herrlicher Frühblüher. Jetzt sind massig Bienen dran. Dann hat sie im Herbst wunderbare Früchte, am besten warten, bis sie runterfallen, dann sind sie meist auch recht mild oder gar süß. Es gibt auch wunderbare Sorten mit großen Früchten.

Manchmal ist sie ein bisschen eigenwillig, will nicht so wie man will, wächst zu langsam, will nicht so richtig blühen, aber irgendwann, wenn man sie lässt, wird sie ein herrlicher Strauch, so wie im Naturschaugarten Lindenmühle.“

Ich: „Danke Gerold, dann sind wir mal gespannt, wieviel Früchte es diese Jahr gibt!“

Was blüht denn da?

Ein ausladend großer Haselnussstrauch steht einladend an einem Eingang in den Schaugarten.

Haselnüsse sind wegen hohem Vitamin-E-Gehalts gut für die Haut. Auch sollen sie aphrodisierend sein. Hildegard von Bingen schimpfte über die Hasel als ein Sinnbild der Wollust. Was soll’s, ich nehme diese Nebenwirkung in Kauf.

Durch den Klimawandel blüht die Hasel immer früher. Der Wind bläst die Pollen überall hin. Ein einziges Kätzchen (männliche Blüte) produziert etwa 2 Mio Pollenkörner. Die sind bei der Honigbiene beliebt, aber gehasst von Allergikern. Auf dem Bild sieht man weibliche (rot, in der Bildmitte) und männliche Blüten.

Um die Hasel gibt es in vielen Kulturen magische Geschichten. Sie ist Friedens-, Glücks- und Fruchtbarkeitssymbol, würde gegen Blitze und bösem Zauber helfen. Außerdem würden unterschiedliche Teile der Hasel bei unterschiedlichen Erkrankungen unterschiedlich gut helfen.

Natürlich freut sich auch die Natur über Haselnüsse. Den Rabenvögeln, den Mäusen, Bilchen und Eichhörnchen bin ich aber kein ernsthafter Konkurrent beim Nüsseverzehr.