Archiv der Kategorie: Pflanzenportraits

Eine ungewöhnliche gewöhnliche Pflanze

Falls Sie beim Ansehen des Bildes ein verzücktes „Wow!“ von sich gegeben haben, dann sind Sie dem Namen der Wildpflanze sehr sehr nahe gekommen. Sie heißt nämlich „Wau“!

Außerdem heißt sie auch Reseda, was sich vom Lateinischen ableitet für stillen oder lindern. Das wiederum zeigt, dass Resedaarten auch zu Heilzwecken genutzt wurden.

In Mitteleuropa findet man nur den „Gelben Wau“. Es ist ein- bis mehrjährig, samt sich gut aus, braucht aber einen sonnigen trockenen Standort. Wenn die Sonne scheint, besuchen ihn viele Wildbienen und Hummeln.

Noch etwas Erstaunliches: Der verwandte Färberwau dient(e) hervorragend zum Färben. Die entstandene blaugrüne Farbe war nach dem zweiten Weltkrieg oft ein Grundanstrich für Maschinen. Ein „Wow!“ für den „Wau“!

Ungewöhnlich, der Gewöhnliche Efeu

Ich bin diesem wunderschönen Efeu in Alsheim (Rheinhessen) begegnet. Solche tollen Früchte! Die werden mitten im Winter reif und sind dann wertvolle Nahrung für Amseln, Drosseln, Grasmückenarten, Gartenrotschwänzen und Staren.

Mein Gartenhäuschen ist auch vom Efeu um- und überwuchert. Ein unglaublicher Spaß ist es, sich zur Blütezeit ganz nahe am Strauch aufzuhalten, denn dort tummeln sich unzählige Insekten, angelockt vom süßlichen Duft. Ein Summen und Brummen, wie eine schöne Musik für mich.

Bis ein Efeu blüht, vergehen 5 bis 8 Jahre. Er klettert auch gerne an Wänden und Bäumen bis zu 20 Metern hoch! Und sein Stamm könne schenkeldick werden. Schenkeldick! Als ob es nicht solche und solche Schenkel gäbe!

Soooooo schön!

Die Rundblättrige Glockenblume ist so schön, dass Schweden sie zur „Nationalblume“ gekürt hat. So eine Blumenkategorie haben wir nicht. Wir haben einen „Nationalbaum“, die „Deutsche Eiche“. Naja, auch nicht schlecht.

Aber nochmal zu dieser Glockenblume. Außer schön ist sie: mehrjährig, robust, blüht lange, mag magere Böden, verträgt auch Trockenheit, weil sie tief wurzelt, soll entzündungshemmend und blutstillend sein. Und eins ist sie auf jeden Fall: nützlich! Sage und schreibe 38 Wildbienenarten holen sich bei ihr Nektar und/oder Pollen. Außer mir und den Schweden mögen auch 20 Raupen die Pflanze. Einige dieser Tiere könnten ohne diese Blume nicht existieren!

Unsereins könne die Blume auch essen, als Deko im Sommersalat. Aber mal ehrlich: Jetzt ist Herbst, und ich bin, im Gegensatz zu den Tierchen, nicht drauf angewiesen. Ich alter Schwede!

Well well!

Oh well, it’s Beinwell! Naja, schlechtes Englisch! Das „…well“ kommt von wallen, ein Wort, das man kaum kennt. Haare wallen, Pilger machen Wallfahrten, aber mit Hilfe von Beinwell „wallen“ Wunden zu, und Knochenbrüche würden dank des hohen Allantoin-Gehalts heilen.

Das stimmt im sehr beschränktem Umfang, allerdings leidet die Leber durch giftige Alkaloide. Dieses Problem konnte man beim Futter-Beinwell durch Züchtung reduzieren. Wie das bei uns bei den weiteren 7 Beinwellarten ist, das weiß ich nicht.

Ich freue mich allerdings sehr über die unterschiedliche Farben verschiedener Arten. Und viele Insekten freuen sich am Nektar und den Pollen. Der Futter-Beinwell in meinem Garten hält sich wacker das dritte Jahr. Bestenfalls begleitet mich die Heilpflanze noch weitere 17 Jahre. Eine schöne Konstante in meinem Garten!

Himmelsschlüssel?

Echt jetzt?! Die Echte Schlüsselblume nennt sich auch Himmelsschlüssel? Prompt fällt mir der verstorbene Papst Franziskus ein. Obwohl mir nicht alle Zugangsberechtigungen in den Himmel bekannt sind, wird er vermutlich keinen Schlüssel brauchen.
Generell ist davon abzuraten, sich den „Himmelsschlüssel“ durch Pflücken oder Ausgraben zu besorgen. Es ist zwar keine Sünde, aber streng verboten.

Die Blume ist Futter für mehrere Raupen u.a. bedrohter Schmetterlingsarten. An den Nektar gelangen nur langrüsselige Insekten. Manche Bienen und Hummeln haben aber einen Trick: Sie beißen seitlich in die Blüte, um vom Nektar zu naschen.

Wenn Sie im sonnigen Garten einen kalkhaltigen, stickstoffarmen, humosen Boden haben, werden Sie mehrere Jahre Spaß an der Blume haben. Und sie sät sich natürlich selbst aus. Die Schöne!