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Wieso heißt eigentlich …

die Weinraute Weinraute? Raute ist ja klar, ein Rautegewächs, aber Wein-? Das hängt wohl damit zusammen, dass die Pflanze so ähnlich wie Wein riecht. Und dass man früher manchmal versuchte, einen schlechten Wein damit zu verbessern. Vermutlich hat er dann wenigstens besser gerochen. Obwohl ich ja finde, dass sie nicht so tolle gut riecht.

In der römischen und griechischen Antike wurde die Weinraute als Gewürz- und Heilpflanze verwendet. Möglicherweise haben schon die Römer solche Pflanzen mitgebracht. Im Mittelalter hat gar Karl der Große eine Verordnung herausgegeben, nach der die Weinraute (und 72 weitere Nutzpflanzen) in allen kaiserlichen Landgütern anzupflanzen sei.

Die Weinraute findet man bei uns in Kräutergärten, in Weinbergen und im Schwäbischen Jura. Und natürlich bei uns im Naturschaugarten – am Duftpfad.

Weinraute kann man für deftige Gerichte, aber auch Süßspeisen verwenden. Und bei der Herstellung von Grappa wird sie ebenso genutzt. Die aus dem Mittelalter und der Antike überlieferte Heilwirkung ist abenteuerlich, ich gebe sie mal unkommentiert weiter: gegen Pest, bei Augenleiden und gegen den bösen Blick, gegen Verhexungen und beim Exorzismus, gegen Entzündungen, Warzen, als Wurmmittel, gegen Wassersucht, gegen Schlangenbisse und andere Vergiftungen und ganz ganz viel mehr. Die Pflanze galt als „Zauberpflanze“.

Vielleicht können Sie sich dem Zauber und der Schönheit dieser Pflanze auch nicht entziehen und finden eine sonnige Ecke für sie in Ihrem Garten. Etwas Vorsicht ist allerdings geboten: Bei Hautberührung und Sonnenschein kann es zu allergischen Reaktionen kommen (Photosensibilität).

Warum heißt eigentlich …

das Mannsblut Mannsblut? Schwierige Frage, aber ja, hat was mit Mann zu tun und mit Blut. Denn zerreibt man die Beeren, tritt eine (blut-)rote Flüssigkeit aus, die schon in der griechischen Antike für (blutende) Wunden verwendet wurde.

Die Pflanze gehört zu den Johanniskräutern. Und da gibt es auch eine passende Legende dazu. Der austretende rote Saft (Wirkstoff Hypericin, auch Johannisblut genannt) soll von Johannes dem Täufer stammen. Hatte sich der mal verletzt? Schlimmer, viel schlimmer! Herodes ließ ihn köpfen. Da hätte das Kraut auch nicht mehr geholfen. Gruselig!

Aber eine wunderschöne Pflanze! Das Bild aus unserem Naturschaugarten zeigt es: Blüte, Frucht und Blattfärbung sind oft gleichzeitig zu sehen. der immergrüne kleine Strauch blüht vom Juni bis August. Das Mannsblut mag es schattig, ist aber sonst nicht anspruchsvoll.

Johanniskräutern allgemein (weltweit 450 Arten) sagt man so allerhand nach. Sie seien antiseptisch, gut gegen Rheuma, gut für Herz und Nieren, gut gegen Lungenerkrankungen und Frauenleiden. Schon die Germanen hielten große Stücke auf die Pflanze. Nach deren Glauben stammte das Blut vom Sonnengott Baldur (Balder). Der ist verblutet durch eine Intrige, von Loki initiiert. Logisch. Ein vom blinden Bruder Baldurs abgeschossener Mistelzweig verletzt ihn tödlich. Eieiei! Bei den Göttern! Das macht man nicht!

Johanniskraut wird öfter genommen als Stimmungsaufheller und bei depressiven Verstimmungen. Unkritisch ist das nicht zu sehen, es sollte den Gang zum Arzt nicht ersetzen.

Riskante Landung.

Die Skabiosa biegt sich unter der Last. Aber hält stand. Und schnellt wieder hoch, als die Große Blaue Holzbiene weiterfliegt. Sie zählt zu den größten Vertretern der Bienen in Mitteleuropa. Sie braucht außer Nektar und Pollen sonnige Lebensräume und Totholz. In Letzteres nagt sie Nistgänge für den Nachwuchs. Vielleicht fallen Ihnen mal diese Löcher auf, sie wirken wie fein sauber gebohrt. Im Bild unten lässt sie sich den Sumpfziest im Schaugarten schmecken.

Ein seltener Gast am Sumpfziest: die Holzbiene
Ein seltener Gast am Sumpfziest: die Holzbiene.