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Warum heißt denn …

der Natternkopf Natternkopf? Sie haben es sicher erraten. Richtig, die Blüte dieser wunderschönen Pflanze soll an den Kopf einer Natter erinnern. Und die gespaltenen Staubblätter sehen so ein bisschen wie die Natternzunge aus.

Der Natternkopf ist ein wahrer Insektenmagnet. Richtig richtig viele Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und über 40 Schmetterlingsarten werden von der blauen Blütenpracht angelockt. Ein Flugverkehr wie am Frankfurter Flughafen! Schaut man genauer hin, kann man mitunter die sehr kleinen graublauen Pollen sehen, die weggeschleppt werden.

Die Blütezeit ist superlange, vom Mai bis Oktober. Gehen Sie mal an einem warmen Tag um 15 Uhr vor einem Natterkopf in die Hocke. Saaaagenhaft. Es gibt sogar eine Wildbienenart, die sehr auf dieses „blaue Wunder“ angewiesen ist: die Natternkopf-Mauerbiene. Auf meinem Bild, das müssten die Weibchen dieser Art sein.

Warum gerade um 15 Uhr? Das weiß ich auch nicht, möglicherweise ist da so eine Art „Teatime“, halt ohne Tee. Aber wie auch immer, es stimmt, um diese Zeit, da trifft sich was, da trifft es sich gut, wenn Sie dabei sind. Fotoapparat nicht vergessen!

Warum heißt denn …

das Habichtskraut Habichtskraut?

Diese wunderschöne heimische Pflanze hat den Gattungsnamen „Hieracium“, das leitet sich vom griechischen Wort „hierax“ für „Habicht“ ab. Nu, das erklärt ja nu mal gar nichts. Um mehr zu verstehen, muss man sich in die sagenhafte Sagenwelt begeben. Denn lt. der Legenden streichen sich Habichte mit dem Milchsaft der Pflanze die Augen. Damit sie besser sehen können! Ha, die sehen doch schon fast zehnmal besser wie der Mensch! Und haben eine Art „Superzoom“, um selbst kleine Beutetiere aus großer Höhe zu sehen.

Abgesehen vom Habicht hat der Mensch im Mittelalter die Pflanze für Augenkrankheiten, also, ich meine gegen diese genutzt.

Andere Sagen sagen, Habichte würden ihre Schnäbel an den Blüten schärfen. Ich sag dazu nichts mehr, ich halte den Schnabel.

Wieso heißt eigentlich …

die Weinraute Weinraute? Raute ist ja klar, ein Rautegewächs, aber Wein-? Das hängt wohl damit zusammen, dass die Pflanze so ähnlich wie Wein riecht. Und dass man früher manchmal versuchte, einen schlechten Wein damit zu verbessern. Vermutlich hat er dann wenigstens besser gerochen. Obwohl ich ja finde, dass sie nicht so tolle gut riecht.

In der römischen und griechischen Antike wurde die Weinraute als Gewürz- und Heilpflanze verwendet. Möglicherweise haben schon die Römer solche Pflanzen mitgebracht. Im Mittelalter hat gar Karl der Große eine Verordnung herausgegeben, nach der die Weinraute (und 72 weitere Nutzpflanzen) in allen kaiserlichen Landgütern anzupflanzen sei.

Die Weinraute findet man bei uns in Kräutergärten, in Weinbergen und im Schwäbischen Jura. Und natürlich bei uns im Naturschaugarten – am Duftpfad.

Weinraute kann man für deftige Gerichte, aber auch Süßspeisen verwenden. Und bei der Herstellung von Grappa wird sie ebenso genutzt. Die aus dem Mittelalter und der Antike überlieferte Heilwirkung ist abenteuerlich, ich gebe sie mal unkommentiert weiter: gegen Pest, bei Augenleiden und gegen den bösen Blick, gegen Verhexungen und beim Exorzismus, gegen Entzündungen, Warzen, als Wurmmittel, gegen Wassersucht, gegen Schlangenbisse und andere Vergiftungen und ganz ganz viel mehr. Die Pflanze galt als „Zauberpflanze“.

Vielleicht können Sie sich dem Zauber und der Schönheit dieser Pflanze auch nicht entziehen und finden eine sonnige Ecke für sie in Ihrem Garten. Etwas Vorsicht ist allerdings geboten: Bei Hautberührung und Sonnenschein kann es zu allergischen Reaktionen kommen (Photosensibilität).

Warum heißt eigentlich …

das Mannsblut Mannsblut? Schwierige Frage, aber ja, hat was mit Mann zu tun und mit Blut. Denn zerreibt man die Beeren, tritt eine (blut-)rote Flüssigkeit aus, die schon in der griechischen Antike für (blutende) Wunden verwendet wurde.

Die Pflanze gehört zu den Johanniskräutern. Und da gibt es auch eine passende Legende dazu. Der austretende rote Saft (Wirkstoff Hypericin, auch Johannisblut genannt) soll von Johannes dem Täufer stammen. Hatte sich der mal verletzt? Schlimmer, viel schlimmer! Herodes ließ ihn köpfen. Da hätte das Kraut auch nicht mehr geholfen. Gruselig!

Aber eine wunderschöne Pflanze! Das Bild aus unserem Naturschaugarten zeigt es: Blüte, Frucht und Blattfärbung sind oft gleichzeitig zu sehen. der immergrüne kleine Strauch blüht vom Juni bis August. Das Mannsblut mag es schattig, ist aber sonst nicht anspruchsvoll.

Johanniskräutern allgemein (weltweit 450 Arten) sagt man so allerhand nach. Sie seien antiseptisch, gut gegen Rheuma, gut für Herz und Nieren, gut gegen Lungenerkrankungen und Frauenleiden. Schon die Germanen hielten große Stücke auf die Pflanze. Nach deren Glauben stammte das Blut vom Sonnengott Baldur (Balder). Der ist verblutet durch eine Intrige, von Loki initiiert. Logisch. Ein vom blinden Bruder Baldurs abgeschossener Mistelzweig verletzt ihn tödlich. Eieiei! Bei den Göttern! Das macht man nicht!

Johanniskraut wird öfter genommen als Stimmungsaufheller und bei depressiven Verstimmungen. Unkritisch ist das nicht zu sehen, es sollte den Gang zum Arzt nicht ersetzen.

Palme trifft Faulbaum

Die Geschichte ging ungefähr so:

Es traf sich so, dass zwei sich trafen. Der eine: ein Liebhaber von Palmen. Der andere: ein Liebhaber der heimischen Pflanzenwelt, und der hat einen Faulbaum dabei. Die stoßen aufeinander am Sonnenmarkt in Mainz am 24.8. Tatsache, so ist es passierst. Prompt entsteht ein Disput! Aber, ich kann Sie beruhigen, die beiden beruhigten sich wieder. Und sie kamen zu dem Schluss, dass jede Pflanze ihre Berechtigung hat, der Faulbaum von seiner unschätzbaren ökologischen Bedeutung bei uns, und die Palme, die ein Sinnbild für Exotik ist, dort wo sie sich wohl fühlt und wo man sie gerne im Urlaub sieht und schätzt. So gilt es denn, überall auf der Welt die jeweiligen heimischen Pflanzen vor Ort zu schützen.