Portrait des Weidenröschens

Ist Ihnen diese Pflanze auf dem Bild bekannt?

In Waldlichtungen und an Straßenböschungen finden Sie dieses wunderschön blühende Wildkraut. Purpurrot leuchtet es, das Schmalblättrige Weidenröschen. Herrlich!

Erinnern Sie sich? Der „Jahrhundert-Sturm Lothar“ wütete fürchterlich und entwurzelte ganze Waldstücke, besonders in Süddeutschland. Es entstanden großen Waldlichtungen. Das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium augustofolium) erobert sich schnell solche Lebensräume und bildet innerhalb kurzer Zeit Massenbestände, obwohl vorher nur hier und da ein Exemplar zu sehen war. Der Grund dafür ist die lange Keimfähigkeit der Samen, die nach Jahren des Ausharrens im Boden durch Licht- und Wärmeeinwirkung zum Leben erweckt werden. Das Weidenröschen wird deshalb auch als typische Schlagpflanze bezeichnet. Das bis zu zwei Meter hohe Kraut besiedelt frische, nährstoffreiche Böden, die meist sehr kalkarm sind. Die mehrjährige Staude gehört zur Familie Nachtkerzengewächse (Onagraceae).

Als Bodenvorbereiter und -befestiger schafft die weitkriechende und tiefwurzelnde Pflanze den Standort für Sträucher und Bäume, die sich bald wieder ansiedeln. Die herrliche Pflanze wird von zahlreichen Insekten besucht und bestäubt.

Vor der Blüte geerntet, kann man die jungen Blätter als Salat oder kohlähnliches Gemüse zubereiten. Die etwas süßlichen Stocksprossen ergeben, wie Spargel zubereitet, ein nahrhaftes Gemüse. Die Blätter werden getrocknet als Tee verwendet, bei längerer Anwendung können allerdings Magen- und Darmbeschwerden auftreten.

Wer kann zu so einer schönen Pflanze schon „Unkraut“ sagen? Wenn Kommunen an Straßenrändern und in Grünanlagen mehr Wildwuchs dulden, wird das häufig von Bürgern nicht akzeptiert. Dabei dient eine vielfältige Wildkrautflora nicht nur als Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten, sondern bereichert mit Farbenpracht und Düften auch den menschlichen Lebensraum. Wenn heute in den Siedlungsräumen wieder mehr Freiräume für heimische Natur geschaffen werden, kommt das sowohl dem Naturschutz wie den menschlichen Lebensbedürfnissen zugute. Viele Pflanzen in Siedlungen sind zudem als ein altes Kulturgut ebenso schützenswert wie Baudenkmäler.

Der Arbeitskreis Naturnahes Grün der Lokalen Agenda 21 setzt sich für diese Belange ein und möchte in der künftigen Schauanlage in Bretzenheim Bürger begeistern, mehr heimische Gewächse in ihren Gärten anzupflanzen.