Naturnahe Schauanlage
Die Wandlung des Geländes
Das Gelände, auf dem die naturnahe Schauanlage entstehen soll, liegt in Bretzenheim nahe bei der Straßenbahn Linie 52 an der Haltestelle Lindenmühle. Es handelt sich um eine Brachfläche, die sich im Besitz der Stadt Mainz befindet. Hier hat sich in der Zeit der Brache die Kanadische Goldrute ausgebreitet, ein nichtheimisches Gewächs, dem der Ausbruch aus den Gärten in die Natur gelungen ist, und das sich nun dank ungehemmter Vermehrungsfähigkeit unkrautartig ausbreitet. Wo es auftaucht, verdrängt es die heimische Flora in weiten Teilen. Da es so tief wurzelt, dass es mit normalen Bodenbearbeitungsmaßnahmen nicht entfernt werden kann, muss der Oberboden des Geländes zunächst ausgetauscht werden.
Die ca. 5000 m² stehen für den Schaugarten allerdings nur zum Teil zur Verfügung, denn der Entwässerungsbetrieb der Stadt Mainz will ungefähr die Hälfte des Geländes für eine neuanzulegende Versickerungsfläche nutzen. Diese dient dazu, Wasser aus einer Bretzenheimer Quelle, das bisher in den Kanal geleitet wurde, versickern zu lassen, wodurch unnötige Kanalwasserkosten eingespart werden können. Die Anlage wird mit einem Notabfluss versehen, wodurch bei sehr starken Regenfällen überschüssiges Wasser dem Kanal zugeführt wird, um Überschwemmungen zu vermeiden. Der Wasserzufluss von voraussichtlich 10 Litern pro Minute ermöglicht die Ansiedelung von feuchtigkeitsliebender Flora im Bereich der Versickerungsfläche. Passend zum Vorhaben der Schauanlage werden hierbei nur einheimische Arten zur Verwendung kommen.
Für den Arbeitskreis Naturnahes Grün und seine Schauanlage stellen die Planungen des Entwässerungsbetriebes einen Glücksfall dar, ermöglichen sie doch das Anlegen eines Feuchtbiotops, das sonst hätte fehlen müssen. Hierzu wird die Austrittsstelle für das Wasser nicht an den Rand der Versickerungsfläche gelegt, sondern in eine Ecke der Schauanlage, so dass es zunächst durch den Bereich der Schauanlage mäandert und einen Flachwasserteich speist, bevor es sich in die Versickerungsfläche ergießt.
Entwurfsplanung
Arbeitskreismitglied Ulrike Seifert hat als Architektin die Entwurfsplanung für das Gelände und die Überwachung der Bauarbeiten übernommen:
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Dies ist das Modell der zukünftigen Schauanlage
aus verschiedenen Perspektiven: |
Folgende Elemente wurden für die naturnahe Schauanlage geplant:
- Wildrosenhecke
Wildrosen gehören zu den schönsten Blütensträuchern der einheimischen Flora. Viele Arten verströmen während der Blüte einen betörenden Duft; bei manchen duften auch die normalen Blätter, wenn man sie reibt. Im Herbst zieren sich Wildrosen mit zumeist leuchtend roten Hagebutten, die sehr vitaminreich sind und den Vögeln helfen, gut über den Winter zu kommen.
- Gehölzgruppen
Von hohen Bäumen 1. Ordnung, die den Rahmen eines normalen Gartens zumeist sprengen, bis zu kleinen Sträuchlein, die sich als hübsche Beeteinfassung eignen, hat die heimische Natur alles zu bieten. Für die zumeist kleineren Stadtgärten bieten sich vor allem die mittelgroßen und kleineren Sträucher an, von denen ein reiche Auswahl in der Schauanlage zu sehen seien wird.
- Streuobstwiese
Weite Teile der Schauanlage werden als pflegeleichte Wiese angelegt, in der hier und da ein Obstbaum steht. Bei diesen Bäumen handelt es sich um alte Sorten, die schon zu Uromas Zeiten für einen guten Ertrag ohne Chemie sorgten.
- Feuchtbiotop mit Sitzplattform
An einer vertieften Stelle soll sich das Wasser aus einer Bretzenheimer Quelle sammeln. Das Wasser wird allerdings erst in ein paar Jahren fließen. Bis dahin handelt es sich wohl eher um ein vertieftes Trockenbiotop. Am Rand der Vertiefung wird eine Holzplattform errichtet, von der man einen guten Überblick über das Gelände hat.
- Sandareale mit typisch Mainzer Sandflora
Zu Recht ist der Gonsenheimer Wald und der angrenzende Mombacher Große Sand unter Naturschutz gestellt. Hier wachsen zum Teil sehr seltene Arten. Manche kommen sogar nur hier in Deutschland vor. In unserer Schauanlage wird auf einem kleinen Sandhügel eine typische Sandflora zu sehen sein.
- Kletterpflanzen
An einer Sitzecke mit Pergola bieten Kletterpflanzen den Verweilenden Schatten. Die Pergola wird voraussichtlich mit den Lehrlingen der Handwerkskammer gebaut werden.
- Wassergebundene Wege
Beim Bau der Wege, die durch das Gelände führen, wird auf Beton verzichtet. Für den Unterbau wird Sand und Schotter verwendet. Die Deckschicht wird aus verschiedenen Natursteinen gebildet. Außerdem wird es kleinere Mulchpfade geben.
- Trockenmauern und Natursteinbänke
Werden Trockenmauern sachverständig angelegt, halten sie auch ohne Speis Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. In den Fugen kann man viele hübsche Blütenpflanzen ansiedeln, die sich auf solche Sonderstandorte spezialisiert haben. Interessierte hatten Gelegenheit, den Trockenmauerbau unter Anleitung unseres AK-Mitgliedes Holger Tempel zu erlernen bei der Errichtung der Trockenmauern des Schaugartens.
- Hummel- und Bienenhotel
Beim Bau einer Insektennisthilfe bauen wir fest auf die tatkräftige Unterstützung der Kinder aus der benachbarten Kindertagesstätte am Mühlweg.
- Duftbeet
Auch das Duftbeet werden die Kinder der Kindertagesstätte für uns anlegen.
- Kräuterspirale
Die Kräuterspirale wird von Kindern der Grundschule 'An den Römersteinen' an einem Projekttag angelegt. Die Kinder der Grundschule werden auch eine Projektbeobachtung des Schaugartens machen und die Fortschritte mit der Digitalkamera festhalten.
- Früchteecke
Für alle tierischen und menschlichen Naschkatzen wird das Angebot der Streuobstwiese durch Beerensträucher ergänzt, die Grundschulkinder pflanzen werden.
- Totholzhaufen
Ein bisschen altes Holz, ein paar herbstliche Blätter: schon ist die Igelwohnung fertig. Auch hierbei vertrauen wir auf das bauliche Können der Grundschulkinder.
Geländemodellierung (Frühjahr 2004)
Wegen des starken Bewuchses mit der Kanadischen Goldrute musste der Oberboden auf dem ganzen Gelände durch den Entwässerungsbetrieb abgetragen und durch unverseuchten Mutterboden ersetzt werden. Hierbei wurden im Bereich der Schauanlage Wege und der zukünftige Wasserlauf ausgekoffert und zwei kleine Hügel aufgeschüttet.
Im Bachlauf wurde gleich die von Michael Hinz (Teichfolie.de) gespendete Teichfolie verlegt. Die Teichfolie soll verhindern, dass zuviel des Wasser schon im vorderen Teil der Schauanlage versickert, denn hier sollen auch Pflanzen angesiedelt werden, die es
eher trocken mögen.
Bei der Feinmodellierung des Geländes und dem Wegeunterbau erhielten wir Unterstützung duch das Grünamt der Stadt Mainz. Weiterhin unterstützten uns Metallbau Hendrikson bei Metallbauarbeiten, Arotop food creation bei Bodenuntersuchungen und das Ingenieurbüro Zendel bei Standsicherheitsnachweisen. Für die Aufdrucke des vom Entwässerungsbetriebes aufgestellten Bauschildes erhielten wir von Lorenz Werbung Sonderkonditionen.
Stand der Bauarbeiten am 28.03.2004:
Stand der Bauarbeiten am 17.04.2004:
Stand der Bauarbeiten am 11.05.2004:
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